Yoga-Gedanken zur Wintersonnenwende und Weihnachtszeit
Und wieder dreht es sich um das Thema "Wende".Â
Allerdings nicht wie im Novemberbrief um die Wende im Sinne von Mauerfall und Wiedervereinigung, sondern um die Wintersonnenwende, die wir vor drei Tagen wieder einmal erleben durften.
Denn die Sonne hat am 21. Dezember ihren maximalen Tiefstand erreicht und somit liegt der dunkelste oder kürzeste Tag des Jahres nun hinter uns und von nun an gehen wir Tag für Tag, wie auf kleinen Treppenstufen, langsam wieder hinauf und hinaus aus dem "tiefen dunklen Keller", dem Licht entgegen.
Dies ist tatsächlich eine intensive Zeit, dieser "Wende"-Punkt, an dem sich wortwörtlich die uns umgebende Energie wandelt und in anderen Bahnen anfängt zu fließen. Ein "Zeit"-Punkt, der auch gern von manch Einem bewusst gelebt und bei einem kleinen Feuer wie ein Fest begangen wird
Dieses durch die Jahreszeit und den Stand der Sonne bedingte In-Dunkelheit-verhüllt-Sein kann es uns erleichtern, uns mit Dingen, die in uns selbst im Dunklen liegen, zu beschäftigen und möglichem Ballast wie zum Beispiel verdrängten, herumgeschleppten Sorgen, Scham- oder Schuldgefühlen zu begegnen und diese vielleicht sogar aufzulösen.
Was könnte dies sein?
Zum Beispiel:
- Dich trauen, wenn Du viele Ablenkungen um Dich hast und Dich gern in Trubel begibst, Dir ab und an einen Moment der Stille und des In-Dich-Hörens/-Fühlens zu schenken,
- Dich bei einem für Dich "schwierigen" Menschen melden, falls die Kontaktaufnahme von Dir gewünscht ist, aber immer wieder verdrängt wurde,
- endlich einen nötigen Arzttermin vereinbaren, vor dem Du Angst hast,
- Dich bei jemandem entschuldigen, bei dem noch eine Entschuldigung aussteht,
- über Deinen Groll hinwegkommen und vielleicht nun von jemandem, der es aufrichtig versucht hat sich zu entschuldigen, die Entschuldigung annehmen,
- Dir einen vielleicht unscheinbaren von Dir gemachten Fehler eingestehen und ihn, falls nötig und möglich wieder "gut"-machen,
- in die chaotische Schublade im Schrank schauen und endlich all die Sachen aussortieren, die Du nicht brauchst, um Platz zu schaffen und einen aufgeräumten (inneren) Raum zu haben,
- einen eigenen blinden Fleck aufspüren, hinschauen, wo Du möglicherweise nicht ganz integer, also Deinen eigenen Werten entsprechend, handelst,
- Andere noch konsequenter so behandeln, wie Du es Dir selbst wünschst, behandelt zu werden,
- Dich selbst noch konsequenter so liebevoll und großzügig behandeln, wie Du andere behandelst,
- Dir eine ungesunde Angewohnheit vorknöpfen, die Du schon lange auf dem "Kieker" hast, und sie ablegen oder allmählich umwandeln oder
- Erspüren, welche Dinge, Orte, Menschen, eigene Gedanken oder Aktivitäten Dir nicht gut tun, die Dir Energie rauben, und sie überdenken und vielleicht den Umgang mit ihnen neu gestalten oder mehr Abstand suchen...
...und dies am besten ein Stück weit losgelöst von der Erwartung, wann und wie sich das Resultat zeigt, - also nicht gleich nach der "Wintersonnenwende" einen "langen hochsommerlichen Tag" erwarten, sondern mit dem inneren Wissen und der Freude daran dabei sein, sich in die richtige Richtung zu bewegen - gen Licht.Â
Vielleicht findest Du noch andere und besser zu Dir passende Möglichkeiten, Deine eigenen Schatten mit Licht zu fluten und Ballast abzuwerfen.Â
Im Prinzip aber geht es immer um das Hinschauen, Hineinfühlen und um das Sich-Auseinandersetzen mit dem Unangenehmen oder Verdrängten, und darum, dann damit wieder etwas ins Gleichgewicht zu bringen, in Dir - und damit automatisch auch in Deinem Umfeld.Â
Diese Art "innere Wintersonnenwende" ist im Endeffekt Yoga. Eine Art von Yoga für die Du nicht einmal eine Matte, Sportkleidung oder einen Kurs brauchst. 😉
Im Yoga gibt es die drei sogenannten "Gunas" - also Eigenschaften, Qualitäten oder Zustände unseres Geistes: Tamas, Rajas und Sattva.Â
Tamas wird mit einer eher zähen Energie assoziiert und beschreibt einen Geisteszustand der Trägheit (Nicht-Aktivität) und Stumpfheit.Â
Hinter Rajas verbirgt sich Bewegung, Ziele verfolgende, vom Ego angetriebene Aktivität und Leidenschaft.
Sattva hingegen wird als Zustand der inneren Klarheit, Ausgeglichenheit, Leichtigkeit beschrieben.Â
Alle diese Eigenschaften wohnen unserem Geiste inne und zeigen sich meistens im Wechsel - jedoch passiert es oft, dass aufgrund unseres Lebensstils und/ oder aufgrund von Veranlagung Tamas oder Rajas unseren inneren Geisteszustand dominieren und es uns an Sattva - und damit an Klarheit und Ausgeglichenheit fehlt.Â
Um es einmal auf einer anschaulicheren bildlichen Ebene zu beschreiben, wie es aussieht, wenn Tamas dominiert:
Ein solcher Geisteszustand gleicht einem unaufgeräumten Raum/ Appartement. Hier haben sich Gegenstände und Müll akkumuliert, die entsorgt hätten werden sollen (Hinweis auf Nicht-Aktivität, Tamas) und die unnötig oder gar störend Raum einnehmen und Energie blockieren. Auch dadurch dass alle möglichen anderen Gegenstände nicht an "ihren Platz" zurück geräumt wurden (wieder ein Zeichen für Nicht-Aktivität), werden ein "Ãœberblick" über alles und Klarheit sowie ein reibungsloses Wirken in diesem Raum verhindert.Â
Diese Klarheit und Reibungslosigkeit im Wirken und die Ordnung bzw. Ausgeglichenheit können erst wieder über zielorientierte Aktivität - also Rajas - herbeigeführt werden. Im Falle des Raums würde dies Putzen, Aufräumen, Sortieren und Entsorgen oder Entrümpeln bedeuten.
Und genau so verhält es sich mit unserem Geist.
Der Weg aus der eigenen inneren Dunkelheit (Tamas), heraus aus unserem Keller der verdrängten Einsichten, des Nichtwissens und der aufgeschobenen Aufgaben, aus der Lethargie und Trägheit, führt immer über Aktivität und Bewegung, Rajas, und mündet in Klarheit und Ausgeglichenheit, Sattva.
Dadurch kann dann die Energie des Herzens auf Höhe des Brustbeins - auch Anahata Chakra genannt - wieder ins Fließen kommen, weil durch das innere Entrümpeln/ Lichtfluten/ Lösen von Widerständen und Widersprüchen in uns selbst wieder Brücken zwischen unseren verschiedenen Energiezentren anfangen zu entstehen.Â
Sattva impliziert deswegen auch Achtsamkeit und Friedlichkeit und wirkt sich von allein positiv auf das Umfeld und auf das Miteinander aus.Â
Durch das innere Entrümpeln und das Angehen der eigenen verdrängten Themen wird Energie freigesetzt und eine Klarheit entsteht, die nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Mitmenschen und "Mitwesen" zu Gute kommen, denn, nur über die Verbindung zu uns selbst kann auch wieder die Verbindung mit anderen wachsen.Â
Diese Yogaweisheit wird in der Bibel in dem Gebot "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" formuliert und von Erich Fromm in "Die Kunst des Liebens" ausgedrückt, indem er sagt: "Liebe ist grundsätzlich unteilbar; man kann die Liebe zu anderen Liebes- >> Objekten<< nicht von der Liebe zum eigenen Selbst trennen."
Wenn das nicht ein weihnachtliches Gefühl erzeugt...!!
Ich persönlich zumindest empfinde Sattva und das Gefühl, wenn ich im Einklang mit mir selbst und meiner Umwelt bin, immer als weihnachtlich.
Das passt einerseits zu den Festtagen, die heute beginnen. Schlussendlich halte ich es aber ganz mit Queen, wenn die Band singt: "Can it be Christmas - let it be Christmas everyday".Â
Nicht jeder von uns hat jetzt oder generell Bedarf oder den Wunsch nach einer solchen Entrümpelung. Und wir können eine "innere Wintersonnenwende" natürlich auch zu anderen Zeiten, immer wenn es uns stimmig erscheint, einleiten.
Wenn sich jedoch in Dir der Wunsch, Dich befreiter und leichter zu fühlen und so ins neue Jahr zu starten, regen sollte, wäre - rein energetisch betrachtet - jetzt ein wunderbarer Zeitpunkt (Wendepunkt) dafür, um damit anzufangen. Für ein vielleicht noch weihnachtlicheres Weihnachten und einen befreiten Rutsch ins neue Jahr.Â
Und, wer weiß, vielleicht kommen wir ja nächstes Jahr Queens Traum von Weihnachten an jedem statt an nur einem Tag schon etwas näher.
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